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Der LKV in Kürze

In den Mitgliedsbetrieben des LKV ist seit einigen Jahren eine positive Entwicklung der Kuhzahl und in den letzten beiden Prüfjahren eine rückläufige Leistungsentwicklung festzustellen. Ende Juni gab es 320.306 geprüfte Kühe. Die Zahl lag um 10.085 Kühe bzw. 3,3 % über dem Vorjahresstand. Die durchschnittliche Herdengröße erhöhte sich innerhalb des letzten Jahres um 5 Kühe auf 89,1 Kühe/Betrieb. Der Anteil der in Schleswig-Holstein und Hamburg in der MLP geprüften Kühe stieg um 1,4 %-Punkte auf eine Prüfdichte von 85,2 % an.

Aus der Tabelle 1 wird ersichtlich, dass die Leistungsentwicklung in den letzten Monaten im Vergleich zum Vorjahr deutlich rückläufig war. Die Kühe gaben seit April durchschnittlich 0,6 kg Milch je Tag weniger als vor einem Jahr. Steigende Kosten bei fallenden Milchpreisen tragen vermutlich dazu bei, dass die Milcherzeuger keine Leistungsmaximierung anstreben. An den Leistungsdaten fällt die rückläufige Entwicklung der Zellzahlen auf. Dies ist im Hinblick auf die Eutergesundheit und Milchqualität positiv zu bewerten.

Die rückläufige Leistung an den Prüftagen führt dazu, dass sich der gleitende Herdendurchschnitt verringert (Tabelle 2). Die Leistung von 8.143 kg Milch mit 4,21 % und 343 kg Fett sowie 3,40 % und 277 kg Eiweiß liegt um 112 kg Milch, 5 kg Fett und 3 kg Eiweiß unter dem Ergebnis des Prüfjahres 2011. Das Jahresergebnis 2012 wird bei dem derzeitigen Trend deutlich unter dem Ergebnis des Jahres 2011 liegen.

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Warum auf wichtige Informationen verzichten?

In der Milchleistungsprüfung (MLP) werden vielfältige Daten festgestellt. Sie dienen einerseits dem Betrieb als Grundlage für die Fütterung, die Zucht, das Herdenmanagement und das Erkennen von Fehlentwicklungen z. B. im Bereich der Eutergesundheit. Damit bilden die Daten der MLP ein wichtiges Monitoringsystem für den Milcherzeuger und sind auch als Eigenkontrolle zu verstehen. Darüber hinaus sind die Daten auch die Basis für überbetriebliche Auswertungen z. B. in Form von Zuchtwertschätzungen (ZWS). Dafür werden sie um Daten aus anderen Quellen, z. B. von der Rinderbesamung, ergänzt. Mit ihren Meldungen im Rahmen der Tierkennzeichnung liefern die Milchviehhalter ebenfalls Daten, die in die MLP und die ZWS einfließen.

Mit der Anmeldung eines Kalbes in der Datenbank HI-Tier kann der Tierhalter zusätzlich zu dem Geschlecht des Kalbes auch Angaben über die beabsichtigte weitere Nutzung (Verbleib) und über den Verlauf der Geburt machen. Diese Daten werden aus der Datenbank „HI-Tier“ in den MLP-Datenbestand übertragen und stehen dem Betrieb dann auch für betriebliche Auswertungen zur Verfügung. In Verbindung mit den im Rahmen der MLP gemeldeten Totgeburten ist eine umfassende Übersicht über den Verbleib der Kälber und den Geburtsverlauf in der Herde möglich. Auf den Kälberlisten werden diese Informationen den Betrieben im Herbst und Frühjahr mitgeteilt. Sie fließen auch in den Herdenvergleich ein, auf dem die Betriebsdaten auch mit Ergebnissen anderer Betriebe und den Herden mit der höchsten Leistung innerhalb der Rasse verglichen werden.

Leider erkennen nicht alle Mitglieder die Vorteile der Datenmeldung und können diese deshalb nicht nutzen. Die Auswertungen, die auf diesen Meldungen zu Verbleib und Geburtsverlauf basieren, können keine aussagekräftigen Ergebnisse enthalten. Bei ca. 20 % aller Kälber fehlen diese Angaben. Für solche Betriebe könnte eine Auswertung folgendermaßen aussehen: Kälberverluste 100 %, Schwergeburten 0 %. Weil die Totgeburten mit den MLP-Meldungen erfasst werden, liegen dann nur für diese tot geborenen Kälber Angaben über den Verbleib der Kälber in der Herde vor, woraus folgt, dass alle Kälber tot geboren werden. Herden, in denen überhaupt keine Schwergeburten auftreten, sind sicherlich auch die Ausnahme.

Durch die fehlenden Datenmeldungen verzichten die Mitglieder auf wertvolle Daten über ihren Betrieb. Für den überbetrieblichen Herdenvergleich sind die Ergebnisse ebenfalls wertlos. Und auch für die Zuchtarbeit im Rahmen von ZWS sind die Daten aus solchen Betrieben unbrauchbar. Gerade für Aussagen zur Reproduktionsleistung von Bullen sind aufgrund des geringen Erblichkeitsgrades umfangreiche Informationen von den Töchtern nötig. Es ist deshalb an die Milchviehhalter, die diese Daten bisher nicht melden, zu appellieren: Keine Informationen für das Management des eigenen Betrieb und die Zuchtarbeit verschenken, nur um ein paar Sekunden bei der Datenmeldung zu sparen.

Gerhard Sieck, LKV