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Lebenstagsleistung: Ein oftmals unterschätzter Parameter für die Wirtschaftlichkeit und Tiergesundheit

Aus betriebswirtschaftlicher, aber auch ökologischer Betrachtung steht in der heutigen Zeit zunehmend die Lebenstagsleistung der Milchkühe im Mittelpunkt. Hier geht es nicht nur um die absolute Leistungshöhe einer Milchkuh per se, sondern zusätzlich auch um den Faktor Zeit. Die Lebenstagsleistung stellt die gesamte erbrachte Milchleistung je Kuh in Bezug auf ihr Alter dar (=Lebensleistung/Lebenstage). Dabei werden sowohl die Aufzucht- als auch die Trockenstehphasen mit in der Berechnung berücksichtigt (siehe Beispielberechnung für Kuh Lisa).

      

Beispiel: Berechnung der Lebenstagsleistung beim Abgang von Kuh Lisa

Lisa ist bei ihrem Ausscheiden aus dem Betrieb am 25.05.2016 fast genau 10 Jahre oder 3650 Tage alt. In ihrem Leben hat die Kuh bis zu diesem Tag 80.468 kg Milch gegeben. Wird diese Milchmenge auf ihre Lebenstage umgelegt, also die Zeit von der Geburt bis zum Abgangsdatum, so erzielt Lisa eine Lebenstags-leistung von 22 kg Milch.

 

Das heißt durch die Lebenstagsleistung einer Kuh werden auch die Phasen abgebildet, in denen die Kuh nur Kosten verursacht, aber nicht produktiv ist. Aus diesem Grund ist gerade diese Kennzahl ein wichtiger Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe und somit primär vorerst von ökonomischem Interesse. Zusätzlich kann dieser Wert aber auch als Indikator für die Tiergesundheit gelten, da nur gesunde Tiere lange im Bestand gehalten werden und entsprechende Milchmengen produzieren. Verschiedene Studien kommen zu dem Ergebnis, dass die Gewinnschwelle unterschiedlicher Betriebe (mit eigener Nachzucht) zwischen 13 und 16 kg Lebenstagsleistung der Abgangskühe erreicht wird. Derzeit liegt die durchschnittliche Lebensleistung der Abgangskühe auf schleswig-holsteinischen Betrieben bei 12,4 kg je Lebenstag. Hier gibt es also auf einigen Betrieben noch viel ungenutztes Potenzial.

 

Betriebsziel:
Lebenstagsleistung > 15 kg Milch pro Lebenstag 

 

MLP-Auswertung zeigen große Unterschiede zwischen schleswig-holsteinischen Betrieben

Ein Rückblick auf das erste Quartal 2016 zeigt, dass es zudem große Unterschiede in Bezug auf die Lebenstagsleistung für die abgegangenen Kühe in den schleswig-holsteinischen Betrieben gibt. Die durchschnittliche Lebenstagsleistung der Abgangskühe auf den verschiedenen Betrieben schwankt dabei zwischen unter 1 kg bis über 20 kg. In der nachfolgenden Analyse wurden alle Betriebe nach ihrer Lebenstagsleistung in Klassen der besten und schwächsten (10 % bzw. 25%) eingeteilt und miteinander sowie mit dem Durchschnitt aller schleswig-holsteinischen Betriebe in verschiedenen Merkmalen verglichen. So lässt sich leicht feststellen wo und vielleicht vor allem warum die leistungsstarken Betriebe besser sind als ihre schwächeren Kollegen (siehe Tabelle).

Die Ergebnisse der Auswertung zeigen deutliche Unterschiede zwischen den Klassen. Die 10% stärksten Betriebe erreichen im Durchschnitt eine Leistung ihrer Kühe von über 16 kg Milch je Lebenstag bei durchschnittlich 3,6 Kalbungen. Dagegen erreichen die schwächeren Betriebe lediglich eine Leistung von 7,4 kg Milch je Lebenstag, wobei die Tiere im Schnitt nur 2,7 Mal gekalbt haben. Diese Tatsache weist auf ein besseres Fruchtbarkeitsmanagement in den besseren Betrieben hin.

Tabelle Lebensleistungen Abgang

Auch die Eutergesundheit scheint einen entscheidenden Einfluss zu haben. Die durchschnittliche Herdenzellzahl liegt bei den stärkeren Betrieben (25% Besten: 212.000 und 10% Besten: 206.000) deutlich unter dem schleswig-holsteinischen Mittelwert (236.000 somatische Zellen), die schwächeren Betriebe liegen dagegen deutlich über diesem (25% Schwächsten: 269.000 und 10% Schwächsten: 284.000). Die Zwischenkalbezeit sowie der Anteil der Zwischenkalbezeit über 420 Tage scheinen hingegen keinen Einfluss auf die Leistungsstärke der Betriebe zu haben. Tendenziell ist ebenfalls zu erkennen, dass die stärkeren Betriebe im Mittel mehr Tiere als der schleswig-holsteinische Durchschnitt (106 Tiere) halten (25% Besten: 124 Tiere und 10% Besten: 125 Tiere), hingegen die schwächeren Betriebe im Schnitt kleinere Herden besitzen (25% Schwächsten: 80 Tiere und 10% Schwächsten: 76 Tiere). Das Gesamtpaket ist also offensichtlich wichtig. So haben die Spitzenbetriebe eine durchschnittliche Milchleistung von über 9500 kg Milch und ein Erstkalbealter der Färsen von knapp unter 27 Monaten mit einem durchschnittlichen Alter der Abgangskühe von über 5,7 Jahren. Die schwächeren Betriebe (-10%) erreichen gerade mal eine durchschnittliche Laktationsleistung von 6359 kg Milch sowie 6897 kg Milch (-25%) mit einem durchschnittlichen Erstkalbealter bei den Färsen von über 32 Monaten und einem nur geringfügig geringerem Abgangsalter der Kühe von 5,4 Jahren. Dieser Trend spiegelt sich natürlich in der Lebensleistung der Kühe wider, die eine Spanne von durchschnittlich 14.456 kg Milch (Schwächsten 10% der Betriebe) zu durchschnittlich 36.396 kg Milch (Besten 10% der Betriebe) erreicht und dadurch natürlich auch in der durchschnittlichen Lebenstagsleistung (=Lebensleistung/Lebenstage) erkennbar wird.

 

Fazit aus den Analysen

Um eine hohe Lebenstagsleistung, gemessen bei den Abgangskühen, zu erzielen muss also das Gesamtpaket stimmen. Das heißt, das Management auf dem Betrieb ist wohl der entschiedenste Faktor und bestimmt die Höhe der Lebenstagsleistung der Kühe und damit auch über wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg der Milchproduktion. Die Bereiche Fütterung, Haltung, Gesundheit müssen auf dem Betrieb optimal gemanagt und mit Tierverstand umgesetzt werden, damit die Kühe ihr Leistungspotential ideal über eine längere Zeit voll ausschöpfen können. So kann neben hohen Laktationsleistungen der einzelnen Tiere gleichzeitig die Nutzungsdauer optimal verlängert und ein ineffizientes Merzen der Tiere in der ersten Laktation vermieden werden. Das Ziel in der Milcherzeugung muss folglich lauten: Aufzucht einer gesunden, gut entwickelten Milchkuh, sowie deren Nutzung über möglichst viele Jahre, um das volle Leistungspotential der Tiere voll auszuschöpfen. Hohe Aufzuchtverluste müssen dabei natürlich vermieden werden. Eine solch nachhaltige Milchproduktion ist nicht nur ökologisch und unter Tierwohlaspekten sinnvoll, sondern garantiert auch den wirtschaftlichen Erfolg. Dieser Weg wird zukünftig mitentscheidend sein, um bei volatilen Preisen die Milchproduktion rentabel zu gestalten.

 

Dr. Anita Ehret, LKV

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